BZ - 14. Dezember 2008

Fast 800 Gäste hörten den Noorus-Chor
Stehende Ovationen wollten kein Ende nehmen
Das hat Müllheim noch nicht gesehen, die evangelische Stadtkirche noch nicht gehört und der Chor Temporal noch nicht erlebt. Selbst der europaweit Erfolg verwöhnte Noorus-Chor aus Estland ließ sich von der Euphorie anstecken, genoss die stehenden Ovationen.

Der Noorus-Chor aus Tallinn mit roten Rosen dekoriert und der Müllheimer Chor Temporal mit goldenen Tüchern | Foto: sabine model MÜLLHEIM. Die Premiere des weihnachtlichen Konzertes der Musik und der Völkerverständigung ließ optisch und gesanglich am Altar einen Stern aufgehen, von dem nahezu 800 Zuhörer fasziniert waren. Schirmherr Bürgermeister René Lohs wurde vertreten von Elisabeth Furch-Krafft, die das internationale Ereignis mit weiteren Auftritten in der Schweiz und Frankreich als Zeichen für das Zusammenwachsen der Nationen im vereinten Europa wertete. Die Kooperation mit dem Noorus Chor, einem der besten europäischen Jugendchöre aus dem Land der Sänger, sei für Temporal eine Auszeichnung und für Müllheim eine Ehre. Dass der Reichtum des Liedes die Weihnachtsfreude in landes- und regionaltypischen Schwingungen entfachen konnte, war zahlreichen Sponsoren zwischen Freiburg und Basel zu verdanken.

Gelebte Weihnachtsgesänge aus aller Welt erfüllten zunächst das Kirchenschiff. Moderatorin Jutta Brückner kündigte sie in Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Estnisch und Afrikanisch an. Der Chor Temporal traf die kulturbedingten Stimmungen, die Dirigent Thomas Wiedenhofer mit großer Gestik vorlebte. Der Chor ließ die Weihnachtsbotschaft freudig-akzentuiert erschallen, variierte mit einem breiten Spektrum an Modulationen, imitierte Glockengeläut und Instrumente, interpretierte mit peruanischer Leidenschaft das Fest der Feste und erntete besonderen Applaus mit dem religiösen Lied aus Tansania "Thulasizwe", das eine elementare Ausdruckskraft entwickelte. Der Satz zur "Stillen Nacht" in drei Sprachen endete in einem andachtsvollen Publikums-Choral.

Einen Hauch babylonischer Verwirrung stiftete der Noorus-Chor, als die Sänger mit ihren Melodien durch die Kirche zogen, um sich dann am Altar zu einer Improvisation von "Es ist ein Ros entsprungen" zu finden. Die stellvertretende Chorleiterin Jana Perens lenkte den Chor zart und leise nach Bethlehem, ließ einen estnischen Weihnachtsengel rauschen und legte in der Heimatsprache die "Weihnachtsruhe" von Jean Sibelius übers Land. Chorleiter Raul Talmar setzte ein Potpourri weihnachtlicher Melodien in Bewegung. "O, du fröhliche" gestaltete er mit einem kleineren Gegenchor, der die frohe Botschaft versetzt widerspiegelte. "Stille Nacht" ertönte auf Estnisch als sachtes: "Püha öö".

Danach entschwanden beide Chöre mit einem estnisch-deutschen Musikerensemble auf die Orgelempore. Aus der Höhe durchzog die mehrteilige erzählend-dramatische Vertonung des "Jouluoratoriums" die erhabene sakrale Akustik. Der 48-jährige estnische Komponist und Hobby-Astronom Urmas Sisask hatte das "Weihnachtsoratorium" mit 32 Jahren zweifellos in einer Sternstunde in seinem privaten Planetarium verfasst. Dem Heimvorteil geschuldet, dirigierte Thomas Wiedenhofer das fast außerirdisch anmutende Werk. Es verwendet Elemente der Musikgeschichte vom klassischen Vorbild mit dialogischer Behandlung liturgischer Texte in einem Wechsel von rezitativischen oder kantablen Solopartien (Maris Liloson, Sopran und Hansjörg Schopferer, Tenor) und Chören.

Dynamik und Sphärenklang standen im Spannungsfeld gregorianischer Gesänge, rhythmischer Bolero-Klänge, fließender Filmmusik und pastoralem Charakter durch virtuoses Orgelspiel (Heinz Breininger) und zarte Hirtenschalmeien, nachgeahmt von Oboe (Ole Ainomäe) und Flöten (Eva Olbrecht, Sophia Zettelmayer und Eva David). Konzertant und vergeistigt klinkten sich Cello (Egmont Välja), Piano und Cembalo (Sonja Hänig) in den wechselvollen Reigen ein. Den Lobpreis unterstützte nachhaltig die Trompete (Andreas Meier). Die Meister an den Schlag- und Effektinstrumenten(Heiko Lang und Peter Martin) setzten Akzente mit Trommeln, Paukenschlag und einem Glöckchen, das diese gesungene Revolution leise verhallen ließ. Die Chöre schenkten dazu mit Menschenzungen, was engelsgleich anmutete.

Wieviel mehr solch klangschöne Stimmen vermögen, erfuhr der Noorus-Chor auch außerhalb des Konzertes. Nach einer sängerischen Darbietung im Thermalbad Badenweiler gewährte die Kur- und Bäderverwaltung den 30 Mitgliedern freien Eintritt. Der Müllheimer Weihnachtsmarkt gewann durch ihre Vorträge an Atmosphäre. Am heutigen Montag sind sie nochmals in Tannenkirch zu hören.



11. Dezember 2008 - BZ Müllheim - von: mod

Ein Weihnachtskonzert über die Grenzen hinweg

Thomas Wiedenhofer (links) und Raul Talmar (Foto: sabine model MÜLLHEIM (mod)) treten mit ihren Chören an diesem Wochenende drei Mal im Dreiländereck auf. Die Esten sind da. Am Dienstagabend holte der Müllheimer Chor "Temporal" den estnischen Gastchor "Noorus" in Zürich ab. Nun bekommt das Konzertprojekt den letzten Schliff. Das, was seit drei Monaten in Estland und Müllheim von den beiden Profi-Dirigenten getrennt geprobt wurde, wird nun zu einem großartigen Weihnachtskonzert zusammengeführt. Im Mittelpunkt steht das zeitgenössische "Weihnachtsoratorium" des estnischen Komponisten Urmas Sisask. Erstmals zu hören ist es morgen, 20 Uhr, in der Stadtkirche.

Der Anspruch der Profi-Chorleiter ist hoch. "Man ist nie so vorbereitet, wie man es gerne hätte", meint Thomas Wiedenhofer von Temporal. "Aber die Hobbysänger bringen nach vielen zusätzlichen Proben eine akzeptable Leistung, um mit Noorus gemeinsam zu singen." Außer dem Weihnachtsoratorium interpretiert jeder Chor "seine" typischen Weihnachtslieder zur festlichen Einstimmung.

Skandinaviens Chorleiter des Jahres 2007, Raul Talmar, hat ebenso hohe Ansprüche. "Es wäre einfach zu sagen, ich bin zufrieden", meint er. "Aber dann gäbe es kein Ziel mehr." Glücklich sei er, dass die neuen Sänger das Repertoire schnell gelernt haben. In Estland habe das Singen einen wesentlich höheren Stellenwert, erklärt Dolmetscherin Önne Feldman.

Das außergewöhnliche Musikereignis im Dreiländereck hat Seltenheitswert. Die Semiprofis vom "Noorus"-Chor, übersetzt Jugendchor, treten zwar häufiger im Ausland auf. An ein gemeinsames Projekt in Finnland erinnert sich Raul Talmar jedoch zuletzt vor sechs Jahren. Das sei schade, aber finanziell nicht öfter möglich. Ohne Sponsoring schon gar nicht. In Estland gibt es einen Kulturfonds, in den Großfirmen regelmäßig einzahlen. Auf Antrag flossen von dort für das deutsch-estnische Vorhaben Mittel. Auch die Stadt Tallinn gab Geld. Der Chor Temporal zeigt sich ebenfalls zufrieden mit dem Unterstützungspotenzial. Als gutes Zeichen gilt, dass im Vorverkauf für Müllheim 450 Karten verkauft wurden.

Als Nachwirkung des Konzertes wünschen sich die 70 Sänger, Solisten und Instrumentalisten Kontakte, um die Grundidee "Singen verbindet" noch öfter gemeinsam in die Welt zu tragen.

Heute ist letzter Kartenvorverkauf in allen BZ-Geschäftsstellen und unter der Ticket-Hotline 01805 556656. An der Abendkasse sind weitere Karten erhältlich. Kinder unter 12 Jahren haben freien Eintritt.

Konzerttermine: 12. Dezember, 20 Uhr, evangelische Stadtkirche Müllheim; 13. Dezember, 19.30 Uhr, Reformierte Kirche Birsfelden/Schweiz; 14. Dezember, 17 Uhr, Temple St. Étienne Mulhouse/Elsass; 15. Dezember

Badische Zeitung - 25.11.2008

Das Vorbild setzt die Maßstäbe

Der Chor Temporal entfaltet bei den Proben für die Aufführung des "Jouluoratoorium" zusammen mit dem Noorus-Chor aus Tallinn seinen ganzen Ehrgeiz.
Mal klingt es symphonisch, harmonisch, rhythmisch oder gregorianisch. Dann gibt es Fugen mit Trommeln und Elemente eines Boleros. Der 48-jährige estnische Komponist Urmas Sisak hat sein zeitgenössisches Weihnachtsoratorium "Jouluoratoorium" vielfältig gehalten. Für den Markgräfler Chor Temporal, der das Werk derzeit mit Thomas Wiedenhofer einstudiert, bedeutet es eine Herausforderung. Er führt sein bisher größtes Chorprojekt am Wochenende des 3. Advents mit dem estnischen Noorus-Chor aus Tallinn trinational auf.
Ihn als Dirigent zu erleben, ist für den Markgräfler Chor Temporal ein großes Erlebnis: Raul Talmar. | Foto: Sabine Model Der Kontakt zu den mehrfach ausgezeichneten Semiprofi-Sängern aus Estland entstand über Önne Feldman, Sängerin im Temporal, Frau von Dirigent Thomas Wiedenhofer und gebürtige Tallinnerin. Noorus-Dirigent Raul Talmar wurde 2007 als bester Chorleiter Skandinaviens ausgezeichnet. Beide dirigieren auch bei den Auftritten. Jetzt entfaltet auch der Chor Temporal seinen ganzen Ehrgeiz. Die Sänger/innen proben drei Mal pro Woche und jedes zweite Wochenende anspruchsvoll und ambitioniert. Wiedenhofer setzt auf Stimmbildung, intoniert, interpretiert und rhythmisiert. Schließlich kann es sein, dass mit den 35 Esten sogar der Komponist zur Aufführung anreist.
Nebenbei laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Konzerte finden statt am 12. Dezember um 20 Uhr in der Evangelischen Stadtkirche Müllheim, am 13. Dezember um 19.30 in der Evangelisch-reformierten Kirche im schweizerischen Birsfelden und am 14. Dezember um 17 Uhr im Temple St. Étienne im elsässischen Mulhouse.
In Müllheim unterstützen Bürgermeister Lohs, Geschäftsleute und Privatpersonen Organisation und Logistik. In der Schweiz führt der Privatmann Heinz Hinrikson die Fäden zusammen. Er pflegt selbst Kontakte nach Estland, weil er dort seine familiären Wurzeln hat. Bei seinem letzten Besuch im Land der Sänger begegnete er Raul Talmar auf einem Workshop des nordisch-baltischen Chorfestivals und war von dessen Arbeit begeistert. Er suchte einen Aufführungsort in der Schweiz für das Konzert, übernahm Entwurf und Druck von Werbematerial, informiert die Presse und trägt die Kosten.
Im Elsass bereitet Jacques Hering alles vor. Er gehört der Association St. Étienne Réunion an und pflegt dort den Kontakt zu Kirche, Stadt und Presse. In St. Étienne findet alljährlich in der Adventszeit eine Reihe von Konzerten statt, in die sich die Temporal-Noorus-Darbietung einfügt. Der elsässische Verein hat sich ergänzend zur Kirchengemeinde die kulturell-spirituelle Belebung der protestantischen Stephanskirche "Temple St. Étienne" zum Ziel gesetzt. Die "offene" Kirche am "Place de la Réunion" begünstigt das Anliegen. Wegen der europäischen Bedeutung dieses Konzertes mit kulturellem Austausch, will Jacques Hering nach dem Auftritt einen Empfang im Rathaus arrangieren.
Während es in Frankreich und der Schweiz Konzertkarten nur an der Abendkasse gibt, wurde für Müllheim ein Vorverkauf bei allen BZ-Geschäftsstellen und über die Ticket-Hotline 01805/556656 eingerichtet.



Badische Zeitung vom Donnerstag, 16. Oktober 2008

Mit dem Flugzeug zur Gesangsprobe
Der Chor "Temporal" arbeitet an einem Projekt mit einem Chor aus Estland

Von der BZ-Mitarbeiterin Sabine Model

MÜLLHEIM/SCHLIENGEN.
Der Chor "Temporal" aus der Region Müllheim arbeitet an einem ehrgeizigen Projekt. Mit dem renommierten "Noorus Chor" aus Tallinn sind um den dritten Advent drei Auftritte im Dreiländereck Elsass, Schweiz und Südbaden geplant. Für die Konzerte bereiten beide Chöre weihnachtliche Musik unterschiedlicher Epochen vor. Herzstück ist das gemeinsam aufgeführte "Jõuluoratoorium" oder "Weihnachtsoratorium" des zeitgenössischen estnischen Komponisten Urmas Sisask.
"Hey, zu spät der Einsatz. Könnt ihr euch pianissimo vorstellen?" Thomas Wiedenhofer ist unerbittlich. Ob "Alleluja" oder "Benedictus" er achtet auf präzise Akzentuierung und exakten Rhythmus. Die Herausforderung ist groß. Die erzählte Weihnachtsgeschichte folgt zwar dem bekannten liturgischen Ablauf, allerdings mit ein paar Eigenwilligkeiten. Die Sprache ist Latein, das Klangbild sinfonisch, der Rhythmus mal schnell, mal versetzt, wechselnd von fugenmäßig bis bolerohaft-spanisch. Temporal-Dirigent Thomas Wiedenhofer hat das Oratorium in eine methodische Übungsreihe gegliedert. Den Blick auf allen Parametern, verliert er das Gesamtwerk nie aus den Augen. Weiche Harmonien, stilistische Gegensätze, aber insgesamt eine runde Sache. Das soll es werden. Thomas Wiedenhofer hat das Zeug dazu. Er studierte an der Musikhochschule München Sologesang und Opernregie, trat im Ensemble der Staatsopern Hamburg, Berlin und München auf, wurde mit dem bayerischen künstlerischen Staatspreis ausgezeichnet und erhielt Gastverträge im In- und Ausland. Fernseh-, Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen begleiten seine Schaffenszeit. Seit 1992 ist er Gesangslehrer an der Jugendmusikschule Schliengen. 1994 wurde er parallel an die Musikhochschule Tallinn als Professor berufen, wo er für die Opernschule mitverantwortlich ist. Seine Frau ist Estin und der Kontakt zum Chorgesang programmiert. Während jedoch die Semiprofis des Noorus-Chores drei Mal die Woche proben und alle 14 Tage ein Probenwochenende einlegen, treffen sich die 27 Temporal-Mitglieder nur ein Mal die Woche. Probenwochenenden sind rar. Die Waldorfschule in Müllheim bot sich jüngst dafür an. Man kam ein gutes Stück vorwärts.

Das ist jedoch nicht die einzige Vorbereitung. Der Flug, die Unterbringung und Verpflegung sowie ein Programm für die 30 Gäste aus Estland fordern kraftvollen Einsatz. Die Stadt Müllheim unterstützt das Vorhaben nachhaltig, genauso Firmen, Privatleute sowie Kontaktpersonen in Mulhouse und der Schweiz. Unterkunft und Frühstück, Bustranfers und Werbung vieles ist bereits geregelt. Die Kirchenmiete in Müllheim wurde erlassen. Temporal singt dafür bei einem Konfirmandengottesdienst. Man hilft sich. Und trotzdem bleiben noch Kosten von rund 20 000 Euro. Nicht nur, um den Esten in der Besuchswoche neben den Proben und Konzerten etwas Sightseeing zu bieten. Vor allem sind es die Flugtickets. Weil eine Billigfluggesellschaft den bereits gebuchten Flug absagte, verteuerten sie sich von 150 auf 300 Euro pro Person. Das ist für viele in Estland ein ganzer Monatslohn. Denn die Einkommen sind gering, berichtet Chorsprecherin Bärbel Knorr. Deshalb fühle man sich verpflichtet zu helfen. Bezahlt werden müssen ebenso die elf Musiker, zwei Esten und neun aus der Region, die die drei Konzerte begleiten sowie zwei Gesangssolisten. Bisher kamen 4500 Euro an Spenden zusammen. Das Defizit werde durch die Konzertkarten nicht eingespielt, mutmaßt Bärbel Knorr. Der Chor ist bereit, organisatorisch und musikalisch alles zu geben. Auch der Dirigent lässt nicht locker, bis es passt. Jetzt sollte das mit der Finanzierung des Projektes genauso laufen. Gönner sind gefragt und Menschen, die ein ausgefallenes vorgezogenes Weihnachtsgeschenk suchen.
Konzerte: 12. Dezember, evangelische Stadtkirche Müllheim, 20 Uhr; 13. Dezember, Reformierte Kirche Birsfelden/Schweiz, 19.30 Uhr; 14. Dezember, Temple St. Étienne Mulhouse, 17 Uhr. Vorverkauf: BZ-Geschäftsstellen und die Ticket-Hotline 01805/556656
Spenden: Sparkasse Staufen-Breisach, BLZ 68052328, Kto. 1173749; Volksbank Müllheim, BLZ 68091900, Kto. 20597208


Beste Kontakte ins Land der Sänger

Artikel - Badische Zeitung vom Samstag, 23. August 2008
Aufgrund besonderer Verbindungen plant der Chor Temporal Auftritte mit einem renommierten Jugendchor aus Estland

MARKGRÄFLERLAND.
Der Chor "Temporal" beschert der Region Dreiländereck am Wochenende des dritten Advents eine musikalische Spezialität. Gewinnen konnte er dafür einen der besten Jugendchöre Europas, den "Noorus" -Chor aus Tallinn in Estland. Das Projekt soll den kulturellen europäischen Austausch fördern und weihnachtliche Musik aus unterschied lichen Epochen präsentieren. Höhepunkt ist das moderne Weihnachtsoratorium eines estnischen Komponisten. Am Erfolg der Regio-Tournee wird ab September gearbeitet.

Begonnen hat alles damit, dass "Temporal" im Sommer 2007 plötzlich mitten in einer Konzertvorbereitung ohne Chorleiter dastand. Weil einige der 23 Sängerinnen und Sänger aus dem Raum Müllheim, Neuenburg, Bad Krozingen und dem Elsass privat oder über die Jugendmusikschule Schliengen bei Thomas Wiedenhofer aus Kandern Gesangsunterricht nahmen, wurde er gebeten, als Dirigent einzuspringen. Er hatte zwar in seinem Studium Chorleitung studiert, aber nie beabsichtigt, sie umzusetzen.

Der mehrfach ausgezeichnete Musikprofessor, der an Staatsopern wie Hamburg, Berlin und München gesungen hat, Tonträger einspielte, im Fernsehen und Rundfunk auftrat, erklärte sich bereit und das nicht nur vorübergehend. "Temporal" muss dafür in Kauf nehmen, dass er drei Monate im Jahr von März bis Mai seine Professur an der Musikhochschule in Tallinn erfüllt, wo er für die Opernschule mitverantwortlich ist.

"Das hat in diesem Jahr ganz gut geklappt" , bestätigt der Zweite "Temporal" -Vorsitzende Bernd Elsässer. Denn in 18 Jahren Chorentwicklung, hat sich in den eigenen Reihen einiges an Talenten herauskristallisiert. Unter anderem ist da die Pianistin Sonja Hänig, die in Abwesenheit von Wiedenhofer in den Proben gute Grundlagen für neue Werke legte. Der Chor "Temporal" , der sich 1990 als Jugendchor des Untermarkgräfler Sängerbundes etablierte, ist seit 2002 eingetragener Verein, pflegt moderne jazzige Chormusik und hat ein Durchschnittsalter von rund 40 Jahren. Dass sich unter Thomas Wiedenhofer Interpretation und Klang nochmals steigerte, machte Mut für das bevorstehende Projekt.

Das hat man ebenfalls Wiedenhofer zu verdanken, dessen Ehefrau, eine Estin, in dem anspruchsvollen semiprofessionellen "Noorus" -Chor gesungen hat. Dort wird eine Elite ausgebildet, die seit vielen Jahren in internationalen Chorwettbewerben erste Plätze belegt. Konzertreisen führten nach Finnland, Norwegen, Italien, Dänemark, Deutschland, in die Niederlande und die USA. Die Altersgrenze liegt bei 32 Jahren.

Chorleiter Raul Talmar, der 2007 zum "Besten Chorleiter Skandinaviens" gewählt wurde, war zwei Mal Künstlerischer Direktor des legendären Chorfestivals in Tallinn. Der "Noorus" -Chor hat sich auf klassische und moderne Chorliteratur europäischer Komponisten verschiedener Epochen spezialisiert. Aufgeführt werden A capella-Programme, aber auch sinfonische Gesangswerke mit Orchesterbegleitung. Überwiegend sind die Mitglieder ehrgeizige, hoch motivierte Studenten, die durch gnadenlose Proben dem Chor "Temporal" an Klang und Exaktheit einiges voraushaben, erklärt Wiedenhöfer. "Denn Estland ist das Land der Chöre und Sänger."

Das Konzert wird vom 12. bis 14. Dezember in der evangelischen Stadtkirche Müllheim, in der reformierten Pfarrkirche St. Leodegar im schweizerischen Pratteln und im elsässischen Temple St. Etinenne in Mulhouse aufgeführt. Im ersten Teil singen die Chöre getrennte Weihnachtsliteratur, die Wiedenhofer für "Temporal" eigens verjazzt. Im zweiten Teil erklingt das "Jouluratoorium" , ein imposantes "Weihnachtsoratorium" von Urmas Sisask. Der 48-jährige Komponist aus Estland hat ihm eine beeindruckende Rhythmik mit klassischen Klängen für Sopran, Tenor, Chor, Orgel, Klavier, Flöten und Kammerorchester verliehen. Deshalb werden die Chöre von einem Ensemble mit elf Musikern begleitet, zwei aus Estland, die anderen aus der Region. Zwei zusätzliche Gesangssolisten verstärken.

Am Mittwoch, 10. September, beginnt der Chor Temporal mit der Probenarbeit um 20 Uhr in der Neuenfelshalle in Britzingen. Projektsänger aller Register sind für ein ausgewogenes Klangbild willkommen, vor allem Tenöre, aber auch Bässe. Am 8. Dezember reisen 30 Mitglieder des "Noorus" -Chores an, um in drei gemeinsamen Proben den Auftritt vorzubereiten. Die Kosten für das außergewöhnliche Musikereignis mit allen Transfers sind nur zu finanzieren, wenn Sponsoren ein Herz für europäische Gesangskultur beweisen.

Von der BZ-Mitarbeiterin Sabine Model

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